Exakt in jenem Moment springt Roxxi auf den Schoß der Klientin, um es sich dort gemütlich zu machen. Rosa beobachtet dies unter ihrem Tisch und springt auf den Schemel neben Frau J. Diese beugt sich zu Rosa, welche die Nase der Klientin
beschnuppert. Die Klientin ist daraufhin völlig begeistert und sagt: „Rosa gibt ja sogar
Nasenbussis!“

Hier läuft bereits eine Kette von Interventionen ab, die ohne jede aktive Inszenierung auskommt. Hier gilt es, für die Beratenden, sich ruhig herauszunehmen und keinesfalls etwas zu äußern wie „Rosa schnuppert nur.“

Denn anhand dieser Szene können sowohl Berater*innen als auch Klient*innen Körperlichkeit beobachten und wahrnehmen. Besonders für die Klientin passiert hier wesentliches ohne aktives Zutun. Denn sie kann Nähe in diesem Moment bildlich und wörtlich greifbar wahrnehmen. Und dieses Visualisieren ist ein erster essenzieller Schritt, um Bedürfniserfüllung wahr werden zu lassen.

Körperlichkeit und Nähe werden greifbar und können bildlich sowie auf Körperebene wahrgenommen werden.

Die Beraterin frage Frau J nun, wie es ihr geht, wenn Rosa Bussis gibt.

Sie antwortet: „Ich fühl mich nicht mehr so einsam und außerdem habe ich das Gefühl, dass man mir vertrauen kann.“

Bei ihrem eigenen Stichwort „einsam“ äußert die Klientin im Anschluss, dass sie auch deshalb so einsam ist, weil sie sich alle Termine freihält, für den Fall, dass ihre verheiratete Affäre spontan etwas unternehmen kann. Darüber hinaus belaste sie genau diese Situation, da sie ja eigentlich auch gerne etwas mit ihren Freundinnen unternehmen würde, aber er von ihr Flexibilität erwarte, da sie ja ungebunden ist.

Die Beraterin beobachte seit einigen Sätzen, dass Rosa von ihrem Schemel gerne auch zu Roxxi auf den Schoß der Klientin möchte, doch Roxxi lässt dies mit ihrer gesamten Körpersprache nicht zu. Auch Frau J ist dies nicht entgangen.

Die Beraterin fragt daher also: „Woran erinnert sie das, wenn die Katzen hier ihre Bereiche miteinander abklären?“

Frau J betrachtet die Katzen und scheint beeindruckt von Roxxis Vehemenz. Nach einiger Zeit äußert sie: „Ich denke mir manchmal, ich sollte meine Grenzen auch so konsequent abstecken, wie Roxxi das hier macht.“

Für die Klientin wird bildhaft sichtbar, wonach sie sich sehnt. Gleichzeitig sieht sie, dass ein reibungsloses Miteinander durchaus auch dann gelingen kann, wenn Grenzen gezogen werden. Diese Erkenntnisse sind selbstverständlich Teil vieler Beratungsprozesse, allerdings gelingen diese ohne tierische Unterstützung kaum in dieser Geschwindigkeit und in einer derart bildlichen Nachhaltigkeit.

Die Beraterin lässt Frau J Zeit, um ihren eigenen Erkenntnissen nachzuspüren. Da flüstert sie zu Roxxi, die von Frau J gestreichelt wird: „Du bist so weich und flauschig.“

Die Beraterin greift an dieser Stelle bewusst Frau Js Wahrnehmung der Katze auf und frage sie: „Wenn das flauschig ist, WIE ist das?“

Frau J eröffnet daraufhin, dass sie sich auch in ihrer Affäre wieder mehr Weichheit und Nähe wünscht. Sie könne ihre Sexualität kaum mehr genießen, fühle sich lustlos und habe keine Orgasmen mehr.

Intimität und Nähe sind essenzielle Themen in der Sexualberatung, die gerade durch die Interaktion mit den Katzen besonders rasch zur Sprache kommen. Hier gilt es seitens der Beratenden, unbedingt auf das Prinzip der Langsamkeit zu achten! Denn Tiere sorgen dafür, dass manches schnell – ja gelegentlich zu schnell – zum Thema wird. Lassen Sie sich hier nicht von der Wirkung der Tiere verleiten, sondern drosseln Sie das Tempo an dieser Stelle ganz bewusst.

Im Anschluss wurden drei wesentliche Szenen der tierischen Interaktionen verwendet, um über Intimität, Nähe und auch Rückzugsmöglichkeiten – oder wie es die Klientin ausdrückt, „Ich-Zeit“ – zu sprechen. Für den Rest der Einheit weichen Roxxi und Rosa Frau J nicht mehr von der Seite. Sie vereinbart auch die Folgestunde im tiergestützten Setting.